Sonnenstrom ist kein Störfaktor!

Der Elektroingenieur Daniel Haensse aus Rieden AG hat ernst gemacht mit der Energiewende. Er hat die alte Gasheizung seines Einfamilienhauses durch eine solarthermisch unterstützte moderne Gasheizung ersetzt und das Hausdach mit 112 Quadratmetern Photovoltaikmodulen ausgerüstet. Hier erzählt er von seinen Erfahrungen und stellt uns seine Anlage vor.

Text Daniel Haensse

Daniel Haensse, Solarpionier in Rieden. 

Am 11. März 2011, dem Tag der Nuklearkatastrophe in Japan, kam unser Sohn Noe zur Welt. Kaum war er bei uns zuhause, beschloss unsere Gasheizung, ein Zeichen für die weltweite Reduktion des CO2-Ausstosses zu setzen, und heizte nur noch sporadisch. Wir mussten kurzfristig eine neue Heizung installieren.

Innert weniger Wochen wurde eine neue Gasheizung mit Boiler und Flachkollektoren geplant und installiert. Eine Baubewilligung für die Flachkollektoren war nicht nötig, da die Fläche unter 10 Quadratmetern lag (Achtung, das Gesetz wurde inzwischen verschärft). Allerdings mussten wir auf kleinere Flachkollektoren ausweichen als ursprünglich geplant, weil der Grenzabstand zum Nachbarn nicht eingehalten war. Ökologisch und ökonomisch ist dies natürlich schade, da wir nun bei praktisch den gleichen Investitionskosten einen um 25 Prozent reduzierten Ertrag haben.

Die Anlage funktionierte auf Anhieb problemlos. Mittlerweile haben wir auch den Geschirrspüler an das Warmwasser angeschlossen, das spart etwas Strom.

Von der Kraft der Sonne beeindruckt, beschlossen wir deshalb im Herbst den Bau unserer Solarstromanlage. Etwa zur gleichen Zeit wurde die Solarlobby gegründet. Da ich als gelernter Elektroingenieur ein Flair für Drähte habe, plante ich die Anlage selber. Die Baubewilligung der Gemeinde Obersiggenthal lag innert eines Monats vor. Unser Bauverwalter, Peter Siegenthaler, informierte uns sogar persönlich über den positiven Entscheid, weil er wusste, dass wir noch die Handwerker koordinieren mussten.

Solarstrom als «Störfaktor» im Stromnetz

Dank des günstigen Euros konnten wir auf unserem Dach eine hochwertige und relativ starke Photovoltaikanlage realisieren. Noch im Herbst begannen wir mit dem Bau der Anlage mit einer Spitzenleistung von knapp 10 Kilowatt. Dass bis dahin alles so reibungslos verlaufen war, hätte uns misstrauisch machen müssen.

Die Ernüchterung kam, als wir unsere Anlage ans Stromnetz anschliessen wollten. Entgegen der Aussage regionaler Energieberater erlaubte uns unser Energieversorgungsunternehmen, die Elektrizitäts-Genossenschaft Siggenthal (EGS), keinen Anschluss an den Hauszähler. Das bedeutete, dass wir den selbst erzeugten Strom nicht selbst nutzen konnten. Eine Sitzung mit der EGS brachte leider keine Klärung. Wir hatten das Gefühl, dass man uns mit unserem Anliegen nicht ernst nimmt. Statt als wertvoller Beitrag an eine sichere Energieversorgung wurde unser Solarstrom zuerst einmal als «Störung» im Netz wahrgenommen.

Ursprünglich hatten wir geplant, die zweite Dachhälfte erst mit Photovoltaik auszurüsten, wenn der erste Teil der Anlage in den Genuss der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) kommen würde. Die Warteliste ist lang, es war mit mehreren Jahren zu rechnen. Als nach der erfolglosen Sitzung mit der EGS klar war, dass wir den eigenen Solarstrom nicht selbst nutzen durften, beschlossen wir, die «Störung» im Netz der EGS zu vergrössern. Wir bauten die Anlage im Februar 2012 auf die doppelte Leistung aus. Seither haben wir schon am Morgen kurz nach Sonnenaufgang mehr Strom, als wir im Haushalt verbrauchen. Eine tolle Technik!

Weitere Gespräche von uns und anderen Solarinteressierten mit der EGS fanden statt. Wir sind nun seit über 5 Monaten daran. Die solarlobby.ch hat hier sehr geholfen, indem sie den Informationsaustausch zwischen den Solarinteressierten förderte. Die EGS musste ihre Position mittlerweile etwas anpassen … Die EGS ist eine Genossenschaft. Deshalb sind wir als Kunden berechtigt, der Genossenschaft beizutreten, und haben dies auch getan. An der nächsten Generalversammlung wollen wir gemeinsam eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen vorbringen. Wir freuen uns über jede Stimme, die wir erhalten.

Die Anlage von Daniel Haensse

Solarwärme

3 Flachkollektoren der Firma Helvetic Energy GmbH (Typ Conergy Aldo) mit einer Bruttofläche von 7,56 m2 erzeugen das Warmwasser für unser Einfamilienhaus. Die Kollektoren sind an der Südseite am Balkon installiert. Ein 600 Liter Boiler der Bauform Kompaktanlage Sunrise Eco mit BackBox-Entleersystem ist installiert. Tagsüber erzeugen die Flachkollektoren soweit möglich warmes Wasser und laden den Boiler auf. Am Abend wird durch die Gasheizung (Viessmann Vitodens 300) eine Mindesttemperatur des Boilerwassers garantiert. Bei zu starker Sonneneinstrahlung bietet das BackBox-System Schutz vor Überhitzung. Das Wärmeträgermittel zieht sich in die im Boiler integrierte BackBox zurück und ist somit vor Überhitzung geschützt.

Daten thermische Solaranlage
Fläche 7,56 m2
Kollektortemperatur  max. 200 °C
Speicherkapazität Boiler 600 l

Das System funktioniert auch im Winter und erzeugt an einem sonnigen Wintertag Warmwasser. Dies wird durch eine Wärmeschichtung im Boiler erreicht. Im Sommer kann der voll mit Sonne aufgeladene Boiler 2-3 Regentage überbrücken, danach muss wieder die Gasheizung mithelfen. 

Planung und Installation erfolgte über die Firma Ing. Hochuli AG, Baden.

http://www.helvetic-energy.ch/
http://www.viessmann.ch/de
http://www.inghochuli.ch/

 

Solarstrom:

Für Strom sorgen 89 Solarmodule von Sanyo HIT-N240SE (Fläche 112,2 m2), die in zwei Stränge aufgeteilt sind. Jedem Solarmodul ist eine Power Box (PB-250AOB) der Firma Solaredge vorgeschaltet. Die Solarmodule zusammen mit den Powerboxen sind mittels Dachmontagesystem der Firma Schletter aufdach montiert. Die zwei Stränge erzeugen eine Maximalleistung von 21,36 kWp und sind mittels zweier Umrichter der Firma Solaredge (SE10k und SE12.5k) ans Stromnetz angeschlossen. Die beiden Umrichter sind im Heizungskeller an der Wand montiert.

Der Vorteil der Powerboxen ist, dass pro Solarmodul ein sogenannter MPP Tracker vorhanden ist. Dieser optimiert die Leistung jedes Panels so, dass es mit allen Modulen im gleichen Strang harmoniert. Ausserdem kann damit über das Webinterface der Firma Solaredge jedes Solarmodul einzeln überwacht werden. Bei einer Teilbeschattung (zum Beispiel Schnee oder Schatten vom Kamin) können einzelne Panels in der Leistung reduziert oder abgeschaltet werden. Dies erfolgt automatisch durch die Umrichter. Klassisch ist dies nicht möglich.

Daten Photovoltaik-Anlage
Fläche 112,2 m2
Peak-Leistung 21,36 kWp
Jahresleistung 17 000 kWh

Die Planung der Solaranlage haben wir selber durchgeführt. Die Installation erfolgte durch die Firma Eglin Elektro AG und die Firma Maier Holzideen.

http://www.solaredge.com/
http://eu-solar.panasonic.net/photovoltaik/
http://www.schletter.de/
http://www.holzideen-maier.de/
http://www.eglin.ch/cms/front_content.php?idcat=44

Die Jahresleistung entspricht dem Stromverbrauch von 3,4 Schweizer EFH Haushalten ohne Elektroboiler, gestützt auf Berechnungen des Schweizerischen Elektrotechnischen Vereins (siehe SEV-Bulletin 19/2007).